Frage: "Wo stehe ich?"

Frage: In letzter Zeit spielen meine Gedanken wieder verrückt. Ich weiss nicht wo ich stehe, wer ich bin und was ich will. Ich habe gelernt, ich bin Bewusstsein. Das heisst, alles was ich bisher glaubte zu sein, lasse ich los und löse mich quasi komplett auf. Ich werde so zum stillen Beobachter meiner Selbst. Aber, existiere ich dann überhaupt noch? Wie soll ich dann leben können? Wie soll ich Entscheidungen treffen können wenn ich einfach "Bin"? (Ich meine dabei zb. die Entscheidung mit was ich meine Nahrung und mein Dach über dem Kopf verdienen soll.)
Wenn ich vor Entscheidungen stehe und auf mein "Herz höre", wie viele das so schön sagen, dann ist es da still. Und wenn ich mir diese Fragen stelle, dann falle ich automatisch in eine wartende Haltung. Ich warte darauf, dass etwas passiert, dass ich in eine Richtung geleitet werde. Wie kann ich mich aus dieser Haltung befreien?


Antwort: Du (Bewussstsein) schwebst im zeit- und raumlosen Sein, du kannst gar nicht wissen wo du stehst. Da gibt es keinen Ort zum Stehen und du kannst auch gar nicht stehen. Der Körper ja, der steht auf der Erde und er ist immer dort wo er ist. Soweit eine Antwort auf deine Standortbestimmung. Aber ich weiss schon, mit "stehen" meinst du, wo du in Bezug auf ein erdachtes Ziel stehst. Es gibt jedoch kein Ziel, du hast das Ziel bereits erreicht, du hast es noch nie verlassen, entspanne. Es sind wirklich nur die Gedanken, die dir einen Streich spielen und dir etwas anderes einflüstern, wie "ich stehe noch nicht dort wo ich stehen sollte". Spüre in dich jetzt hinein. Gibt es die Möglichkeit dich zu verlassen? Oder ist es wahr, dass du anders sein solltest als du bist? Woher kommen solche Gedanken? Erforsche die direkte Wahrheit. Vergiss die unhinterfragten Anschauungen. Erforsche die Wahrheit während der Meditation und während dem Alltag. Frage dich: "Was ist die Wirklichkeit meiner Wahrnehmung? Was nehme ich wirklich wahr, wenn ich nichts wissen würde?"
Du löst dich nicht auf. Du löst nur unwahre Ansichten auf. Du bleibst was du immer schon warst. Ja, du existierst als Bewusstsein und alles was du erlebst, die Welt, dein Körper, deine Gedanken, tauchen in diesem Bewusstsein auf. Bewusstsein weiss, was in ihm auftaucht und wieder verschwindet. Es "beobachtet" das alles aus einer liebevollen Haltung heraus und erkennt sich selbst als Bewusstsein und als Voraussetzung der beobachteten Welt, Körper, Gedanken. Das ist die Wirklichkeit deiner Wahrnehmung. Teste es aus. 
Deine Frage "Wie soll ich leben können?" weist darauf hin, dass du dich eben NICHT als Bewusstsein wahrnimmst, sondern als Körper. Und daraus entsteht dann deine Verwirrung. Glaub mir, dein Körper ist perfekt organisiert und programmiert um zu überleben. Da musst du dir überhaupt keine Sorgen machen. Auch dein Geist fällt Entscheidungen um das Überleben zu sichern. Du, Bewusstsein ist sich das alles gewahr und ist im Einklang mit dem was passiert. Das ist die liebevolle Haltung von der ich vorhin sprach. Bewusstsein kann NICHT vor einer Entscheidung sein. Es gibt keine Entscheidung, weil das Leben seinen natürlichen Lauf nimmt. Ja, "du" kannst auf deinen Verstand hören oder auf dein Herz. Manchmal kommen Antworten oder Gefühle, manchmal kommt nichts. Das ist die natürliche Reaktion von Körper und Geist, das machen sie einfach so. Dann ist "Du" aber immer die Persönlichkeit. Du bist aber NICHT Persönlichkeit, sondern sich selbst bewusstes Bewusstsein. 
"Wie kann ich mich aus der wartenden Haltung befreien?" Du kannst dich nicht daraus befreien, weil du als Bewusstsein gar nicht in dieser Haltung bist. Wenn du versucht von einem Ort wegzugehen an dem du gar nicht bist, dann wird dein Ansinnen scheitern. Was kannst du also tun? Nichts? Doch, du kannst jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde etwas tun. Du kannst dich immer wieder fragen: "Ist das die Wahrheit, was es denkt?"
Je mehr du dich als Bewusstsein erfährst, und nicht nur ein intellektuelles Konzept darüber verfügst, je mehr wirst du, als Bewusstsein, die Teile nach Hause holen, die sich noch nicht als Bewusstsein erfahren. So gesehen "stehst" du, als Bewusstsein, mitten im Prozess zu erkennen, dass eigentlich schon alles zu Hause ist. Und genau diese Wahrheit hat Bewusstsein, aus wirklich freier Entscheidung heraus, temporär einfach kurz vergessen. Aus einer wirklich freien Entscheidung heraus, kann sich Bewusstsein auch wieder daran erinnern. Dafür müssen wir uns als Bewusstsein zuerst wieder als solches erfahren.

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